DOPPLERLEBEN
Eine Fälscher Saga
Hans Doppler ist der vorläufig letzte Spross einer Fälscher Dynastie, deren Wurzeln bis ins achtzehnte Jahrhundert zurückreichen.
Giovanni Doppio, ein venezianischer Barbier, fälschte 1733 mithilfe eines, bei einen Rasierunfall zu Tode gekommenen Kunden, einem Leintuch und einem feuchten Keller das Leichentuch Christi, das als Turiner Grabtuch zur weltberühmten Reliquie wurde.
Hans Doppler allerdings ist in einer Krise.
Während sein Großvater noch mit gefälschten Entnazifizierungspapieren zur Größe der Bundesrepublik beitrug und sein Vater die Lebensläufe bayerischer Politiker bereinigte, verdealt er nur noch gefälschte Impfausweise und positive Sozialprognosen für Serientäter.
Doch der Stachel sitzt noch tiefer.
Hans Doppler hat sich fatalerweise in eine hochmoralische und ironiefreie Klimaaktivistin verliebt.
Und so wie Serienkiller gerne für den Tierschutz spenden, der Teufel manchmal wehmütig an seine Zeit als Erzengel denkt und jeder Diktator seine Lieblingsstute ausstopft, so überfällt den Dauerlügner in der letzten Zeit immer häufiger eine berufsschädigende Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit.
Und ist es nicht Zeit an die Altersversorgung denken, seinen freiberuflichen Status aufgeben und seine Fähigkeiten öffentlichen Institutionen zu Verfügung stellen?
Soll er das Angebot des Bundespresseamtes annehmen?!
WSB A16.
Wirklichkeitssachbearbeiter im höheren Dienst.
Sein Tipp, einen Gasnotstand vorzutäuschen um die Preise verdoppeln und eine Umlage erheben zu können, fand großen Anklang bei Politik und Wirtschaft.
Wird Hans Doppler der Wahrheit verfallen, werden ihn seine Skrupel entseelen oder wird er doch wieder Lebensmut schöpfen und die Welt weiterhin mit köstlich kriegstreibenden Lügen, leichtfüßig Panik erzeugenden Fake News, stylisch hippen Instagram Verblödungen und stilvoll suizidfördernden Horrorszenarien bereichern?
Oder gibt es ihn unter Umständen gar nicht?
Dopplerleben.
Möglicherweise ein Kabarett, wahrscheinlich von Sigi Zimmerschied.
PRESSESTIMMEN
„Dopplerleben“ ist ein Programm über Scheinheiligkeit und – darauf spielt der Titel schon an – Doppelmoral. Gegen spaßbefreite Moralapostel wettert Sigi Zimmerschied als Kabarettist allein schon aus Selbstschutz. Grundlange seiner Kunst ist die Ironie. Eine Form des uneigentlichen Sprechens. Zimmerschied nimmt es in Kauf, missverstanden zu werden bei der wachsenden Zahl derer, die es verlernt haben, Ambivalenz auszuhalten. Er hat ganz offenkundig keine Lust, den politisch korrekten Säulenheiligen des Kabaretts zu spielen, der es sich in seiner Popularität bequem macht und den Leuten leicht, ihn zu vergöttert. Wenn schon heilig, dann ist es ein heiliger Zorn, der ihn antreibt. So entwickelt er in „Dopplerleben“ eine immense Wucht. Hochachtung dafür. So stark war nicht nur Sigi Zimmerschied selbst schon eine Weile nicht mehr. Das hat ganz allgemein Seltenheitswert in der Kabarettszene.
Christoph Leibold, BR24